11. Internationale Tagung "Kulturelles Erbe und Neue Technologien"
http://www.stadtarchaeologie.at/tagung/start.htm
im Wiener Rathaus
18. - 20. Oktober 2006
Wir möchten auf folgende Sondersession in Kooperation mit der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen & dem Akademisches Forum für Außenpolitik aufmerksam machen:
UNESCO-KONVENTION ÜBER MAßNAHMEN ZUM VERBOT UND ZUR VERHÜTUNG DER RECHTSWIDRIGEN EINFUHR, AUSFUHR UND ÜBEREIGNUNG VON KULTURGUT (1970) – DER STATUS QUO
20. Oktober 2006
08:30-12:30
Moderation: Irina J. BEIKERT (AFA, Österreich)
Organisation: Friedrich SCHIPPER (Univ. Wien, Österreich)
Zahllose Raubgrabungen an archäologisch bedeutsamen Stätten, die zerstörerische Plünderung von antiken Kulturstätten sowie der massenhafte Diebstahl von Kunstgegenständen aus Kirchen und Museen in aller Welt bedrohen die wissenschaftliche Erschließung, die Erhaltung und den allgemeinen Zugang zu unserem gemeinsamen kulturellen Erbe. Der Umsatz des illegalen Handels mit Kulturgütern geht in die Milliarden Euro und hat die Dimension des illegalen Handels mit Waffen, Drogen, Menschen oder bedrohten Tierarten erreicht. Der dadurch verursachte Schaden ist unermesslich. Auch Österreich hat sich in den letzten Jahren zu einer Drehscheibe des illegalen Handels mit Kulturgütern zwischen Ost und West entwickelt.
Das – unserer Meinung nach – bisher weitreichendste internationale Instrument gegen den illegalen Handel mit Kulturgut ist die 1970 von der UNESCO verabschiedete „Konvention über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut“. Der Konvention sind bisher über 100 Staaten beigetreten, darunter Italien, Griechenland, Portugal, Spanien, Frankreich und Finnland sowie Australien und Kanada, nachdem sich die Länder mit den größten Kunstmärkten lange zögerlich verhalten hatten. Die USA unterzeichneten das Abkommen 1983.
Nach nunmehr 36 Jahren steht die Ratifizierung dieser Konvention in Österreich immer noch aus. Bis vor wenigen Monaten war Österreich damit innerhalb wie außerhalb Europas immer noch in „guter Gesellschaft“. Doch mittlerweile hat ein Ratifizierungsschub auch in den letzten „westlichen Kulturnationen“ eingesetzt: in Großbritannien, in der Schweiz – nun liegt ein Gesetzesentwurf zur Ratifizierung auch dem Deutschen Bundestag zur Abstimmung vor. Die verschiedenen Durchführungsbestimmungen in den einzelnen Ländern haben zuletzt massive Kritik der Experten hervorgerufen. In Deutschland spricht man plakativ von einem „Raubgrabungsförderungsgesetz“, das das Gegenteil von dem bewirke, was die UNESCO-Konvention intendiert: statt Kulturgüterschutz nun de facto eine Förderung der Raubtätigkeit und des illegalen Handels mit Kulturgütern.
Die Sektion soll den internationalen status quo erheben. Dabei soll – ausgehend von einem aktuellen Bericht aus dem Krisengebiet Irak, aus dem nach wie vor täglich mehrere tausend (!) Objekte geschmuggelt werden – der Fokus auf die rechtliche Situation in Österreich, Deutschland und der Schweiz gelegt werden, ergänzt durch Berichte aus der USA und der Türkei.
Gewünschter Spinoff-Effekt dieser Sektion sind u.a. verwertbare Erfahrungen für den Ratifizierung der UNESCO-Konvention von 1970 in Österreich, die nach Meinung aller heimischen Experten möglichst rasch und in optimaler Form erfolgen muss.
Vorträge (in englischer Sprache):
Gebhard SELZ, Österreich
Plundered, Stolen and Destroyed. The World Heritage of Mesopotamia in a historical perspective
Michael MÜLLER-KARPE, Deutschland
Laundering Antiques of Illegal Origin: Germany's Struggle against Ratifying the UNESCO Convention of 1970
Antoinette MAGET, Frankreich
Legislative and Dealing following the Ratification of the 1970 UNESCO Convention : Situation in Switzerland and Great-Britain
Benno WIDMER, Schweiz
Impact of the new Swiss Legislation on the international transfer of cultural property
Diskussion
Kaffeepause
Bernhard FRISCHER, USA
The 'Grand Compromise': A Proposal for How Museums and Archaeologists Can Cooperate To Confront the Problem of Looted Art
Samuel PALEY / Cindy HO, USA
Saving Antiquities for Everyone (SAFE): An American non-profit organization
Saadet GÜNER / Jale VELIBEYOGLU, Türkei
Role of the international and national non govermental organizations to protect the cultural heritage
Hubert SZEMETHY, Österreich
The UNESCO-Convention of 1970 – an Austrian archaeological perspective
Anita GACH, Österreich
The UNESCO-Convention of 1970 – an Austrian criminological perspective
Diskussion